Marianische Bewegungen und Gemeinschaften

Die Schönstatt-Bewegung

Die Gründung der Schönstatt-Bewegung geht auf den Pallottinerpater Josef Kentenich (1885-1968) zurück. Als junger Priester war er in der Studentenseelsorge in Schönstatt, einem Ortsteil von Vallendar am Rhein, tätig. In dieser Zeit formte sich um ihn ein Kreis von jungen Menschen, die sich von seinen weit vorausblickenden Ideen angesprochen fühlten und begeistern ließen. Die Vision war eine Kirche von Menschen und Gemeinschaften, die sich nicht aufgrund der äußeren Umstände, sondern aus der inneren Überzeugung, frei und bewusst, für die Sache Gottes entscheiden.

Einen Schlüsselmoment im Gründungsprozess dieser Bewegung stellt das „Liebesbündnis“ mit Maria vom 1914 dar. Nach dem Modell des alttestamentlichen Gottesbundes und als Vertiefung der im Taufsakrament geschenkten Berufung zur Heiligkeit und zur Freiheit der Kinder Gottes weihte sich der um Pater Kentenich versammelte Jugendkreis der Gottesmutter. Der Sinn dieser Weihe beruht auf der Gegenseitigkeit der Bündnispartner, die sich einander eine aktive Beteiligung am gemeinsamen Lebensprojekt versprechen; es geht um ein von der gegenseitigen Liebe und Verantwortung getragenes Projekt. Bei diesem Liebesbündnis steht Maria in der Mitte als jene, die Gott und den Menschen nahe ist, indem sie zur Liebe zu Gott und den Menschen ständig animiert. Sie vermittelt die von Gott notwendigen Gnaden für die Menschen und geht selbst mit konkretem Lebensbeispiel voran. Der Mensch lässt sich von ihr erziehen und zum Dienst an den Mitmenschen motivieren, und zwar täglich. Im Alltag geschieht auch der Heiligungsprozess, indem der Mensch seine gewöhnlichen Pflichten treu erfüllt.

Die kleine Kapelle von Schönstatt, das „Urheiligtum“ dieses Bündnisses, stellt eine geographische Heimat und geistliches Zentrum dieser Bewegung dar, die inzwischen weltweit bekannt und verbreitet ist. In einer Ansprache benennt der Gründer drei Gnaden, die in diesem Heiligtum durch die Gottesmutter vermittelt werden: Die erste Gnade ist das Verständnis für geistige und geistliche Güter; die zweite ist die seelische Beheimatung, die der Mensch sucht; die dritte Gnade ist ein offenes Herz des Menschen, das den anderen eine Heimat bietet. Laut Pater Kentenich verlangt die Gottesmutter allerdings Gegengeschenke, nämlich unser Herz und unsere Mithilfe bei der Besiegung des Teufels und der Errichtung des Gottesreiches im eigenen Herzen, im Kreise unserer Familie, im Beruf, im Freundeskreis, überall, wo wir gehen und stehen. Der Geist des Liebesbündnisses verbindet die Mitglieder zu einer Familie, die ihre Sendung darin sieht, als Werkzeug in der Hand Mariens an der Erneuerung und Gestaltung der Welt im Sinne Jesu Christi mitzuwirken. Diese Familie wird sowohl von Laien- als auch Priestergemeinschaften gebildet und von zahlreichen Säkularinstituten Schönstatts, die bereits seit 1926 bestehen.
 
Neben dem Urheiligtum und dem Liebesbündnis gehört zu den Identitätsmerkmalen der Schönstatt-Bewegung das Gnadenbild der „Mater ter admirabilis“, also der Dreimal Wunderbaren Mutter, manchmal als MTA abgekürzt. Dieses Bild ist eine der vielen Kopien des „Refugio Peccatorum“ (Zuflucht der Sünder) von Luigi Crosio, das die Schönstatt-Jugend umbenannt hat und seit 1915 an ihren Wirkungsorten verehrt. An dem Bild ist Maria zu sehen, die Jesus auf ihren Armen trägt. Als Mutter Gottes, Mutter des Erlösers und Mutter der Erlösten ist sie dreimal wunderbar und ebenso aufgrund ihres Glaubens, ihrer Hoffnung und ihrer Liebe. Maria wird in der Spiritualität der Schönstatt-Bewegung als die Christus-Bringende betrachtet, und wird daher bewusst in Beziehung zu Christus und zu den Menschen gesehen und nie als eine isolierte Gestalt. Auf diesem Hintergrund startete die Schönstattfamilie 1949 ihre Initiative der Pilgernden Gottesmutter, wodurch der missionarische Charakter der Kirche zum Ausdruck kommen sollte, welche ähnlich wie Maria, Christus zu den Menschen trägt. Der Gründer erinnert daran, dass Maria verschenkt werden will und der Mensch dabei helfen soll die Marienliebe zu verbreiten. Denn wer sich der Liebe Mariens öffnet ist nicht allein. Diese Gewissheit soll auch das Gebet der „kleinen Weihe“, des „Liebesbündnisses“, im Menschen wecken:

O meine Gebieterin, o meine Mutter. Dir bringe ich mich ganz dar; und um dir meine Hingabe zu bezeigen, weihe ich dir heute meine Augen, meine Ohren, meinen Mund, mein Herz, mich selber ganz und gar. Weil ich also dir gehöre, o gute Mutter, so bewahre mich, beschütze mich als dein Gut und dein Eigentum. Amen.“

fr. Fero M. Bachorík OSM