Marienfeste Gedenktag unserer lieben Frau auf dem Berge Karmel (16. Juli)
Der Ursprung und die Verbreitung dieses Gedenktags
Der Berg Karmel – der Name kommt aus dem
Hebräischem und bedeutet „fruchtbarer
Weingarten“ – befindet sich im heutigen
Palästina. Auf diesem Berg führte der
Prophet Elija das Volk zum wahren Glauben
zurück, nachdem er die Götzendiener des
Baal bekämpft hatte (vgl. 1 Kön
18,19-46). In der zweiten Hälfte des 12. Jhs.
n.Chr. ließen sich dort fromme Pilger
nieder, welche wahrscheinlich mit den letzten
Kreuzzügen ins Heilige Land gekommen waren.
Zu Beginn des 13. Jhs. ließ der Patriarch
von Jerusalem Albert Avogadro diese Einsiedler um
die Kirche „unserer Frau“ versammeln und gab ihnen
die „Lebensregel“. Ein Dokument von Papst Innozenz
IV. aus dem Jahr 1252 bezeugt, dass diese
Einsiedler „Brüder des Ordens der heiligen
Maria von Berge Karmel“ hießen. Sie
wählten die Mutter Gottes zu ihrem
Lebensmodell und verstanden sich als Teil ihrer
Familie. In der Regenwolke des Elija (vgl. 1
Kön 18,44) erkannten sie die heilige
Jungfrau, die das heilbringende ewige Wort in sich
trägt und der Welt schenkt. Aus Liebe zu
ihrer Schützerin feierten die Brüder von
Karmel seit dem 14. Jahrhundert in England ein
Dankfest. Dieser Brauch gewann im 15. Jahrhundert
an Popularität, dank einer Legende über
die Vision des englischen Karmeliters Simon Stock
am 16. Juli 1251: Die Jungfrau Maria soll ihm ein
Skapulier – einen kleinen Habit – überreicht
haben mit dem Versprechen, dass alle, die im Leben
und im Sterben damit bekleidet sind, gerettet
werden. Abgesehen von der geschichtlichen
Umstrittenheit dieser Verheißung steht fest,
dass diese einen unheimlichen Beitrag zur
Verehrung der Lieben Frau vom Karmel und zur
Verbreitung der Skapulier-Bruderschaften leistete.
Im 16. Jahrhundert war der 16. Juli auch als
„Skapulierfest“ bekannt. Da dieses Fest weit und
breit beheimatet war, erklärte es Benedikt
XIII. im Jahre 1726 zum Kirchenfest. Seit dem
Zweiten Vatikanischen Konzil wird der 16. Juli
liturgisch als freier Gedenktag begangen.
Die geistliche Botschaft dieses Gedenktags Die Liturgie stellt an diesem Tag zwei Momente in den Vordergrund: Erstens geht es um die Gewissheit, dass Gott seinem Volke nahe ist; zweitens um die Erläuterung der Kriterien für eine Verwandtschaft mit Jesus. In der ersten Lesung (Sach 2,14-17) kommt der erste Moment zum Ausdruck. Hier wird die „Tochter Zion“ zur Freude aufgefordert, denn ihr Herr kommt und wohnt in ihrer Mitte. Mit der „Tochter Zion“ kann sowohl das auserwählte Volk Israel, als auch das neue Gottesvolk, die Kirche, gemeint sein. Aber beide Völker finden ihre Personifizierung in Maria, der wahren „Tochter Zion“. Der Herr kommt zu ihr und sie empfängt sein Wort. Und der Herr bleibt in ihr, sie trägt sein ewiges Wort und gibt ihm eine menschliche Gestalt. Der zweite Moment wird in dem Tagesevangelium (Mt 12,46-50) sichtbar. Jesus stellt hier die Frage: „Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?“ Nicht die Blutverwandtschaft ist das große Anliegen Jesu, sondern die „echte“ Verwandtschaft, die sich aus der Lebenshaltung jedes einzelnen ergeben kann: „Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ Die Blutverwandten Jesu gehören zu dieser „neuen“ Familie, insofern sie auch den Willen des himmlischen Vaters erfüllen. Eine Personifizierung der „neuen“ Familie Jesu ist wiederum Maria, das nachahmungswürdige Modell für alle, die den Willen des Vaters tun. Diese beiden Momente verbinden sich schließlich auch in der Symbolik des Berges Karmel, auf dem sich die „Brüder“ um Maria versammeln und - das Evangelium bezeugend - dem Gipfel ihres Lebens, Jesus Christus, entgegen schreiten. fr. Fero M.
Bachorík, osm
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