Marienfeste

Gedenktag Unserer lieben Frau in Lourdes (11. Februar)

 

Lourdes, der bekannte Marienwallfahrtsort in Südfrankreich, zieht seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Menschen aus aller Welt an: Menschen, die an Gott glauben, Maria verehren, Trost suchen, Probleme haben, leiden, neugierig sind oder einfach nur gerne reisen oder berühmte Orte besuchen. Viele jedoch gehen hin, weil sie gehört haben, dass dort die Gottesmutter erschienen ist. Demnach ist Gott an diesem Ort für sie näher als sonst wo, nicht zuletzt, weil sie hier nicht alleine sind. Manche lassen sich nämlich gerne von der Menschenmenge tragen und fühlen sich in ihr sicher und geborgen und erfahren sich auch in ihrem Glauben gestärkt. Der Mensch hat schon immer Orte gebraucht, an denen er seinen Glauben zum Ausdruck bringen konnte: in den Kirchen, an Wallfahrtsorten... Aber nicht nur das. Er bringt an diese Orte auch viele Anliegen mit, um sie vor das Gnadenbild Mariens zu legen. Der Gedenktag Unserer lieben Frau in Lourdes hat sich aus diesen verschiedenen Aspekten der Volksfrömmigkeit heraus entwickelt.

Am Anfang dieses Gedenktags steht das Ereignis der Marienerscheinung an ein vierzehnjähriges Hirtenmädchen, Bernadette Soubirous, in einer Felsgrotte bei Lourdes am 11. Februar 1858. In der Vision des Mädchens soll sich die „Dame“, wie Bernadette die Erscheinung genannt hat, als „die unbefleckte Empfängnis“ vorgestellt haben. Das Mädchen hatte noch weitere 17 Visionen bis 16. Juli desselben Jahres. Die Massabielle-Grotte wurde seitdem zur Pilgerstätte unzähliger Menschen aus nah und fern. Papst Leo XIII. erlaubte 1890 den Diözesen Frankreichs den 11. Februar als Erscheinungsfest der Unbefleckten Jungfrau Maria zu feiern. Dieses Fest wurde dann 1908 vom Pius X. auf die ganze römische Kirche ausgedehnt. Die Liturgiereform nach dem II. Vatikanischen Konzil hat dieses Fest zu einem freien Gedenktag gemacht. Damit wollte man betonen, dass die Gottesmutter und ihre Erscheinung als historische Tatsache den Gegenstand dieser Feier bilden. Seitdem trägt dieser Gedenktag den Namen „Unsere lieben Frau in Lourdes“. Da diese Feier aber an einen Ort bzw. an einen privaten Bereich gebunden ist und somit einen Volksfrömmigkeitscharakter hat, wird das liturgische Begehen dieses Gedenktags der freien Wahl der Ortskirchen überlassen.

In der Eucharistiefeier am 11. Februar stellt die Liturgie Maria als Fürsprecherin in den Vordergrund, weil sie im Volke als solche am meisten verehrt und angerufen wird. Dies ist bereits in dem Tagesgebet vor den Lesungen ersichtlich: „Barmherziger Gott, ... höre auf die Fürsprache der jungfräulichen Gottesmutter Maria, die du vor der Erbschuld bewahrt hast, und heile uns von aller Krankheit des Leibes und der Seele.“ Die erste Lesung aus dem Buch Jesaja (66,10-14c) ist ein Hymnus an die heilige Stadt Jerusalem, in der ihre Kinder Zuflucht und Geborgenheit finden und auch Trost und Frieden erfahren. Im übertragenen Sinne gilt dieser Hymnus auch für Maria, die sich vielen als eine fürsorgliche Mutter zeigt. Darum singt die Kirche im Antwortpsalm: „Du bist der Ruhm Jerusalems, du die Freude Israels und der Stolz unseres Volkes.“ Im Tagesevangelium (Joh 2,1-11) wird die Charakteristik Mariens als Fürsprecherin noch um eine zweite erweitert, nämlich Maria als die Glaubende. Darauf macht auch der Vers vor dem Evangelium aufmerksam: „Selig, ... du hast geglaubt ...“ In Maria bilden Glaube und Fürsprache eine Einheit: Maria kann Fürsprache leisten, weil sie glaubt; und sie glaubt auch, dass ihre Fürsprache erhört wird. Die Geschichte von der Hochzeit zu Kana lässt klar sehen, worauf ihr Glaube beruht und an wen sie glaubt. Sie merkt einen Mangel und benachrichtigt ihren Sohn: „Sie haben keinen Wein mehr!“ – Dies ist ihre Fürsprache. Dann wendet sie sich an die Diener und sagt: „Was er euch sagt, das tut!“ – Hier liegt ihr Glaube. Diese beiden Sätze sind auch die einzigen, welche Maria im Johannesevangelium spricht. Deshalb nennt man sie in der Exegese auch „Testament Mariens“. Die Fürsprache und der Glaube Mariens zeigen Wirkung und bringen Frucht: Wasser wird zu Wein. Der Evangelist spricht vom ersten Zeichen, das Jesus öffentlich gesetzt hat. Wir sprechen vom ersten Wunder, das Jesus auf die Fürsprache seiner Mutter getan hat. Das Wunder besteht jedoch nicht darin, dass das Wasser zu Wein wurde, sondern darin, dass die Jünger in Jesus den Sohn Gottes erkannten und an ihn glaubten. Darin hat auch Maria ihre Aufgabe erfüllt, weshalb sie sich dann zurückzieht. In diesem Punkt liegt schließlich auch die Botschaft dieses Gedenktages: Maria will uns helfen, dass wir Jesus erkennen und an ihn glauben. Sie will nicht sich selbst in den Vordergrund stellen, sondern Jesus und sein Wort: „Was ER euch SAGT, das tut!“ In dieser Haltung verbirgt sich die Größe Mariens, denn ihr Herz wurde auch von der Sehnsucht, im Vordergrund zu stehen, bewahrt; es blieb unbefleckt.

fr. Fero M. Bachorík OSM