Marienfeste

Gedenktag unserer lieben Frau vom Rosenkranz (7. Oktober)

 

Rosenkranzmadonna von Caravaggio (1606/07): Maria befiehlt dem hl. Dominikus, an das Volk Rosenkränze zu verteilen.

Wenn man den geschichtlichen Hintergrund dieses Gedenktages betrachtet und die Frohbotschaft Christi gleichzeitig im Auge behält, wie z.B. die Worte: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen“ (Mt 5,44), dann ist eine innere Verlegenheit schwer zu verhindern. Auf diesem Hintergrund könnte sich nämlich der Eindruck entstehen, man hätte jene für viele Soldaten todbringende Schlacht, die den geschichtlichen Ursprung dieses Festes bildet, mit dem Rosenkranzgebet unterstützen wollen. Dass der Rosenkranz vielleicht auch mit solchen und ähnlichen Absichten in der Geschichte der Christen eingesetzt wurde, ist nicht ganz auszuschließen. Allerdings, wenn es um einen liturgischen Gedenktag wie diesen geht, sollte man schon etwas genauer schauen, welches Geheimnis da gefeiert wird.

Der Ursprung und die Verbreitung dieses Gedenktages

Es war eher ein unerwarteter Sieg der christlichen Truppen über das viel stärkere Heer der muslimischen Türken. Diese Siegesschlacht hat sich am 7. Oktober 1571 in Lepanto ereignet. Als dieser Kampf noch bevorstand, ermunterte der aus dem Dominikanerorden stammende Papst Pius V. die Gläubigen, hierfür den Beistand Gottes mit dem Rosenkranzgebet zu erflehen. Der Rosenkranz in der heutigen Form wurde im XV. Jahrhundert eben von den Dominikanern und auch den Jesuiten verbreitet. Der Erfolg jener Schlacht wurde deshalb der Fürsprache Mariens zugeschrieben und der Papst erklärte diesen Tag zum „Gedenktag der siegreichen Jungfrau“. Ein Jahr später wollte der neue Papst Gregor XIII. die Wichtigkeit des Rosenkranzes wiederum betonen und führte sowohl für den Dominikanerorden als auch für die Bruderschaften vom hl. Rosenkranz und Kirchen, in denen die seligste Jungfrau vom hl. Rosenkranz verehrt wird, das „Rosenkranzfest der seligsten Jungfrau“ ein, das am ersten Oktobersonntag zu feiern war. Anlässlich der ersten Jahrhundertfeier des Sieges von Lepanto erbat die spanische Königin Maria Anna für ihre Länder bei Klemens X. die Erlaubnis, das Rosenkranzfest feiern zu dürfen. Die Ausdehnung dieses Festes auf die ganze Kirche erfolgte durch Klemens XI. nach dem Sieg über die Türken in Ungarn am 5. August 1716. Pius X. veranlasste eine Zusammenführung des „Gedenktags der siegreichen Jungrau“ und des „Rosenkranzfestes der seligsten Jungfrau“ auf den 7. Oktober. Bei der liturgischen Reform 1960 wurde das Rosenkranzfest auf „Unsere liebe Frau vom Rosenkranz“ umbenannt. Somit fiel der Akzent nicht mehr auf den Rosenkranz als Gegenstand der Feier oder als „Kriegswaffe“, sondern auf Maria, die das „Geheimnis“ unserer Versöhnung Fleisch werden ließ.

Die geistliche Botschaft dieses Gedenktages

In der Eucharistiefeier an diesem Gedenktag wird das „Geheimnis“ unserer Erlösung auf eine volksnahe Weise betont, so wie man es beim Beten des freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Rosenkranzes betrachtet. Im Eröffnungsvers grüßt die Kirche Maria, die gebenedeite, und die Frucht ihres Leibes. Diese Leibesfrucht Mariens, nämlich der menschgewordene Sohn Gottes, ist selbst das Geheimnis. Das „Geheimnis“ ist also „Jemand“ und nicht „etwas“. In diesem „Geheimnis“ ist auch unser Erlösungsweg gezeichnet. Dieser Weg führt von der Menschwerdung durch das Leiden und Kreuz zur Auferstehung. So erinnert uns daran auch das Tagesgebet und führt uns zum Hören des Wortes Gottes hin. Die erste Lesung (Apg 1,12-14) stellt uns den Kern der Urkirche vor: Apostel, Frauen und Brüder Jesu versammelt mit Maria, der Mutter Jesu, im einmütigen Gebet. Diese Glaubensgemeinschaft ist die Fortsetzung des Geheimnisses Christi nach seiner Himmelfahrt; Fortsetzung dessen, was in der Verkündigung seinen Anfang nahm (vgl. Tagesevangelium, Lk 1,26-38). Und wir als Glieder Christi sind in dieses Geheimnis eingetaucht, indem wir mit Christus im Leiden vereint sind. Als seine Zeugen und Nachfolger dürfen wir auch den Anteil an seiner ewigen Herrlichkeit erwarten, wie es das Schlussgebet der Tagesliturgie formuliert.

fr. Fero M. Bachorík, osm