Maria und das Zweite Vatikanische Konzil

Die wechselvolle Arbeit der Komissionen zum Thema "Maria"


Wie kam es dazu, dass sich das Konzil mit dem Thema „Maria“ zu beschäftigen begann? Am 17. Mai 1959 wurde eine vorkonziliare Kommission errichtet, deren Aufgabe es war, die Kardinäle, Bischöfe, die römischen Kurie, die Ordensoberen, die kirchlichen Hochschulen und die theologischen Fakultäten zu befragen, welche Themen im Konzil behandelt werden sollen. Unter den 1.998 eingelangten Antworten gab es 600, die sich vom Konzil eine Stellungnahme zum Thema „Maria“ wünschten. Zu den angeregten Behandlungspunkten gehörten z. B. die geistliche Mutterschaft Mariens, ihre Teilnahme am Erlösungswerk, Maria als Mittlerin und Miterlöserin sowie die Marienverehrung. Dagegen gab es etwa 100 Antworten mit dem ausdrücklichen Wunsch, Formulierungen von neuen Dogmen zu unterlassen und Diskussionen über Maria zu meiden.

Die gesammelten Anregungen und Wünsche gingen in geordneter Weise zur weiteren Behandlung an die 10 Vorbereitungskommissionen, welche am 5. Juni 1960 errichtet wurden. Unter diesen wird an der ersten Stelle die theologische Kommission genannt, in deren Zuständigkeit die Themenbearbeitung in Bezug auf die Heilige Schrift, die christliche Tradition und Moral fällt. In diese Kommission wurden viele Theologen berufen, unter ihnen der Franziskaner P. Carlo Balić und der Mariologe Renè Laurentin (siehe Bild), die es für ihr marianisches Engagement verdienen, hier erwähnt zu werden. Die Kommission traf sich am 27. Oktober 1960 das erste Mal. Dabei wird das erste Schemaüber den „Schatz des Glaubens“ besprochen, dessen Teil auch Inhalte marianischer Natur bilden sollten. Für solche Inhalte wurde der Titel „Selige Jungfrau Maria, Mutter Gottes und Mutter der Menschen“ gewählt.

Die theologische Kommission hielt es für richtiger, das marianische Thema in einem Konstitutionstext über die Kirche zu behandeln. Sie bildete am gleichen Tag einige Subkommissionen, von denen eine das marianische Thema weiterbehandeln sollte. Diese Subkommission nahm die marianischen Inhalte also in eine Textvorlage über die Kirche auf. Es folgte eine monatelange Arbeit am Entwurfstext über die Kirche, in dem auch ein Kapitel dem Thema „Maria“ gewidmet war. Die erste Redaktion dieses Textes von P. Balić mit dem Titel „Maria, Mutter Jesu und Mutter der Kirche“, wurde am 26. Mai 1961 der zuständigen Subkommission vorgelegt. Diese Textvorlage mit gleichem Titel ging durch zwei weitere Redaktionen. Zu bedenken gab allerdings der Marientitel „Mutter der Kirche“, der in damaliger Zeit als neu und ungewöhnlich galt. Daher wurde der Marientext nach weiteren Änderungen am 20. November unter dem Titel „Maria, Mutter des mystischen Körpers Christi“ der Subkommission vorgestellt. Jedoch selbst diese Redaktion fand in den zuständigen Kommissionen nicht die erhoffte Annahme. Die nächste überarbeitete Textvorlage vom 20. Januar 1962 trug wieder einen neuen Titel: „Maria, Mutter des Hauptes und Mutter des mystischen Körpers, der Glieder Christi“. Aber auch diese Vorlage war nicht endgültig.

In den Tagen vom 5. bis 11. März traf sich die theologische Kommission, um die Arbeiten an diesem Text ans Ende zu bringen. Es kamen Vorschläge, das Marienthema aus dem Korpus über die Kirche herauszunehmen, um es als eigenständigen Text zu behandeln. Dazu sollte der Text um einen Abschnitt über die Vermittlungsrolle Mariens erweitert werden. Am 3. April wurde also eine neue Textredaktion vorgelegt. Sie war betitelt mit: „Maria, Mutter Gottes und Mutter der Menschen“. Aus ökumenischen Gründen wurden Änderungen am Artikel über die Vermittlungsrolle Mariens vorgenommen. Der abgeänderte Text erhielt sodann den Titel: „Selige Jungfrau Maria, Mutter Gottes und Mutter der Menschen“. Am 19. Juni wurde der Text von der zentralen Vorbereitungskommission geprüft und an die Revisionskommission weitergeleitet. Diese behandelte ihn am 17. Juli und nach einigen Korrekturen gab sie ihn für den Druck frei. Die Konzilsväter erhielten den Text am 23. November 1962 zur Diskussion.

fr. Fero M. Bachorík OSM