Dank von Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn


Es ist immer schmerzlich, wenn in einer Pfarre eine liebgewordene Tradition endet und ein Neuanfang nötig ist. So ist es auch in der Pfarre Rossau im 9. Wiener Gemeindebezirk. Nach 350 Jahren hat der Servitenorden beschlossen, seine Niederlassung in Wien-Rossau zu schließen und damit die Seelsorge an die Erzdiözese Wien zu übertragen. Dies geschah ganz und gar nicht auf Wunsch der Erzdiözese, sondern erfolgte aufgrund der immer eingeschränkteren personellen und finanziellen Möglichkeiten des Servitenordens. Bei vielen Pfarrangehörigen hat diese endgültige Entscheidung aber verständliche Enttäuschungen und Verletzungen hervorgerufen. Dieser schmerzliche Prozess erfordert nun einen Neuanfang, den wir nun alle gemeinsam im Dienste der Verkündigung des Evangeliums beginnen wollen.

In den über 350 Jahren seines seelsorglichen Wirkens hat der Servitenorden nicht nur in Wien-Rossau, sondern weit darüber hinaus in ganz Wien ungemein fruchtbar gewirkt, wofür ich allen lebenden und verstorbenen Ordensmitgliedern mein herzliches „Vergelt‘s Gott!“ sage.

Viele Pfarrangehörige und viele Menschen der Rossau und darüber hinaus haben sich für einen weiteren Verbleib des Servitenordens ausgesprochen. Ohne neue Ordensangehörige ist aber auch der Orden ohnmächtig. Die größte Hilfe bestünde darin, dass einige aus Ihren Reihen selber dem Servitenorden beigetreten wären. Bereits ein Promille der 6.265 Pfarrangehörigen würde genügen, um dem Orden das Weitermachen zu ermöglichen. Daher mein Rat und zugleich meine Bitte: Nur Mut! Tretet ein!

Mit 1. September hat nun ein neuer Pfarrer seinen Dienst in dieser traditionsreichen Pfarre begonnen. Es ist dies P. Michel Harb, Angehöriger der „Kongregation der Libanesischen Maronitischen Missionare“, der seit sechs Jahren bereits im Wiener Stephansdom tätig ist und zusammen mit seinen Mitbrüdern sich dieser neuen Aufgabe mit großem Eifer stellt. Daher ersuche ich alle Pfarrangehörigen der Rossau um herzliche Aufnahme und Unterstützung von P. Michel und seinem Team, das im Geiste des Servitenordens wirken will und damit die große Tradition dieser Pfarre fortsetzen möchte. Möge aus diesem Neuanfang auch ein fruchtbarer Neubeginn für die ganze Pfarre Rossau werden. Ich bitte Sie alle um Ihr Gebet, um ein offenes Herz und Ihre Bereitschaft zur Mitarbeit in Ihrer Pfarrgemeinde. Dann wird mit Gottes Hilfe auch dieser Neuanfang zum Wohle aller Menschen in der Pfarre Rossau gelingen.

Gerne versichere ich Sie auch meines Gebets und verbleibe mit meinen herzlichen Grüßen und Segenswünschen

Ihr

Christoph Kardinal Schönborn

Wien, im September 2009