Die Marianischen Antiphonen
Großer
Beliebtheit erfreuen sich im Orden – in der Tradition
ebenso wie heute – die verschiedenen Marianischen Antiphonen. Diese sind Gemeingut der
Kirche und werden in der Regel während des
Stundengebetes, als Abschluss der Vesper oder nach der
Komplet, gebetet bzw. gesungen.
Auch im
Servitenorden werden sie als Ausdruck der besonderen
Verehrung der Gottesmutter
Maria gepflegt. Diese Marienverehrung hat im Orden
zudem in einer besonders reichhaltigen und kostbaren marianischen Ikonografie Niederschlag gefunden.
Die via pulchritudinis (Weg der Schönheit)
führt den Mönch durch die Betrachtung des
Heilsgeheimnisses, welches in kunstfertigen Ikonen
dargestellt wird, zur Schau des Wesentlichen und in
die mystische Versenkung in das Geheimnis Gottes.
Mutter der Barmherzigkeit,
unbek. Künstler (Mitte 16. Jh.);
Servitenkloster Florenz
Sub tuum praesidium
Das „Sub tuum praesidium" stammt aus dem 3. Jahrhundert
n.Chr. und gehört zu den ältesten
Mariengebeten.
Sub tuum
praesidium confugimus,
sancta Dei Genetrix.
Nostras deprecationes
ne despicias in necessitatibus;
sed a periculis conctis
libera nos semper,
Virgo gloriosa et benedicta!
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Unter
deinen Schutz und Schirm
fliehen wir, o heilige Gottesmutter;
verschmähe nicht unser Gebet
in unseren Nöten,
sondern erlöse uns jederzeit
von allen Gefahren,
o du glorreiche und gebenedeite Jungfrau!
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Maria, die himmlische Königin,
erscheint den heiligen Sieben Vätern; Pocetti
(um 1604);
Kreuzgang Servitenkloster Florenz
Salve Regina
Das "Salve Regina", welches um die Mitte des 11.
Jahrhunderts auf der Insel Reichenau vom
Benedikintermönche Hermann von Reichenau,
verfasst wurde, gehört zu den weitverbreitesten
Mariengebeten. Es wird besonders am Ende des Tages
nach der Komplet sowie bei wichtigen Anlässen,
etwa bei der Eröffnung oder Schließung von
Kapiteltreffen, aber auch bei Beerdigungen von
Mitbrüdern gesungen.
Salve, Regina, mater misericordiae;
vita,
dulcedo et spes nostra, salve.
Ad te
clamamus, exsules filii Evae.
Ad te
suspiramus, gementes et flentes
in hac
lacrimarum valle.
Eia
ergo, advocata nostra,
illos
tuos misericordes oculos
ad nos
converte. Et Iesum,
benedictum
fructum ventris tui,
nobis
post hoc exsilium ostende.
O
clemens, o pia, o dulcis Virgo Maria.
|
Sei gegrüßt, o Königin,
Mutter der Barmherzigkeit,
unser Leben,
unsere Wonne, unsere Hoffnung.
Zu dir rufen
wir verbannte Kinder Evas;
zu dir seufzen
wir trauernd und weinend
in diesem Tal
der Tränen.
Wohlan denn,
unsere Fürsprecherin,
wende deine
barmherzigen Augen uns zu,
und nach diesem
Elend
zeige uns
Jesus,
die gebenedeite
Frucht deines Leibes.
O gütige,
o milde, o süße Jungfrau Maria! |
Verkündigung
Mariens, Ludovico Carracci (um 1600); Pinakothek
Bologna
Alma Redemptoris
Mater
Die Antiphon "Alma Redemptoris Mater", ebenso aus der Feder von
Hermann von Reichenau stammend, wird vorwiegend in der
Advents- und Weihnachtszeit gesungen.
Alma
Redemptoris Mater,
quae pervia caeli porta manes,
et stella maris,
succurre cadenti,
surgere qui curat, populo:
tu quae genuisti,
natura mirante,
tuum sanctum Genitorem,
Virgo prius ac posterius,
Gabrielis ab ore,
sumens illud Ave,
peccatorum miserere.
|
Erhabne Mutter
des Erlösers,
du allzeit offene Pforte des Himmels
und Stern des Meeres,
komm, hilf deinem Volke,
das sich müht, vom Falle aufzustehn.
Du hast geboren,
der Natur zum Staunen,
deinen heiligen Schöpfer.
die du, Jungfrau davor und danach,
aus Gabriels Mund
vernahmst das selige Ave,
erbarme dich der Sünder. |
Aufnahme Mariens in
den Himmel, G. Bezuoli (1849); Servitenkloster Monte
Senario
Ave Regina coelorum
Die Antiphon "Ave Regina coelorum" wird vorwiegend in der
Fastenzeit gesungen.
Ave Regina
coelorum,
Ave Domina Angelorum:
Salve radix, salve porta,
Ex qua mundo lux est orta:
Gaude Virgo gloriosa,
Super omnes speciosa:
Vale o valde decora,
Et pro nobis Christum exora.
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Ave, du
Himmelskönigin,
ave, der Engel Herrscherin.
Wurzel, der das Heil entsprossen,
Tür, die uns das Licht erschlossen:
Freu dich, Jungfrau, voll der Ehre,
über allen Seligen Hehre,
sei gegrüßt, des Himmels Krone,
bitt für uns bei deinem Sohne.
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Krönung
Mariens im Himmel, Alessandro Tiarini (um 1630);
Servitenkirche Reggio Emilia
Regina coeli
"Regina coeli" ist die feierliche marianische
Antiphon in der österlichen Festzeit. Dieser
Gesang, dessen Autor unbekannt ist, ist uns seit dem
13. Jahrhundert überliefert.
Regina
coeli, laetare,
halleluia.
Quia quem meruisti portare,
halleluia,
Resurrexit, sicut dixit,
halleluia.
Ora pro nobis Deum,
halleluia.
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Freu Dich,
du Himmelkönigin,
halleluja,
denn
er, den du zu tragen würdig warst,
halleluja,
er ist auferstanden, wie er gesagt,
halleluja.
Bitt´ Gott für uns, Maria,
halleluja.
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Madonna mit Kind, Duccio di Boninsegna
(um 1300); ehem. Servitenkirche Montepulciano
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