Das Leben der hl. Sieben Väter

Gründer des Servitenordens

Die sieben heiligen Väter gründeten im Jahr 1233 in Florenz den Orden der Diener Mariens - genannt Serviten. Alle sieben entstammten angesehenen Patrizierfamilien und waren als Kaufleute in der damals renommierten Handels- und Finanzmetropole Florenz tätig. Ihren Berufungsweg begannen sie in einer marianischen Laiengemeinschaft, der "Societas maior Dominae Nostrae". 1233 verließen sie, nicht ohne öffentliches Aufsehen, ihre weltlichen Verpflichtungen und zogen zunächst gemeinsam in ein Haus im Stadtteil Caffaggio, dem Ort, an dem sich heute die Servitenkirche und Basilika "Santissima Annunziata" findet. Um 1247 zogen sie weiter auf den Monte Senario, einen einsamen Berggipfel bei Florenz. Der Monte Senario gilt seitdem als die Wiege des Servitenordens. Die Gebeine der Sieben, sie wurden dort bestattet, finden sich heute im Sieben-Väter-Schrein in einer Seitenkapelle der Basilika auf dem Monte Senario. 1888 wurden die Sieben, Bonfilius, Bonajunkta, Amideus, Manettus, Hugo, Sosteneus und Alexius, einmalig in der Kirchengeschichte, als Gründergruppe eines Ordens durch Papst Leo XIII. heiliggesprochen.

Die heiligen Sieben Väter beim Aufstieg auf den Monte Senario, Gemälde von P. Bernhard M. Alpers OSM

Die Kirche feiert am 17. Februar den Gedenktag der "Sieben Heiligen Gründer des Servitenordens". Ein durchaus ungewöhnlicher Berufungsweg zeichnet diese sieben heiligen Männer aus. Bevor sie nach dem Jahr 1233 schrittweise die Ordensgemeinschaft der Serviten gründeten, waren alle sieben fest verwurzelt im weltlich etablierten, städtischen Leben der damaligen Großstadt Florenz. Sie entstammten eingesessenen Patrizierfamilien und waren von Beruf Kaufleute. Ihren Weg des Glaubens "in der Welt" versuchten sie durch die Mitgliedschaft in einer frommen Vereinigung zu vertiefen.


Aus der Ursprungslegende des Ordens:

Niemals war es meine oder meiner Freunde Absicht, einen neuen Orden zu gründen oder daß aus unserer Verbindung eine so große Anzahl von Brüdern hervorgeht. Wir waren der Meinung, Gottes Geist habe uns zusammengeführt, um abgeschieden vom Trubel der Welt den Willen des Herrn zu erfüllen. Deshalb ist dieses Werk nur unserer Herrin zuzuschreiben. Und von ihr ist unser Orden 'Orden der seligsten Jungfrau Maria' genannt worden. (Hl. Alexius, einer der heiligen sieben Väter).


Zur Spiritualität der Ordensgründer

Zunächst waren die Sieben Mitglieder einer in Florenz wohlbekannten Laiengemeinschaft, einer marianischen Gemeinschaft, deren Mitglieder sich mit großem Ernst um ein persönlich glaubwürdiges, christliches Lebenszeugnis in der Welt bemühten. Tätigkeiten dieser Gemeinschaft waren vor allem die gemeinsamen Bruderschaftsgottesdienste, sowie verschiedene Gebets- und Andachtsstunden und auch ein sehr weitreichendes soziales Engagement für die Bedürftigen und Notleidenden der Stadt; so unterhielt die Gemeinschaft in Florenz ein Krankenhospiz und jedes Mitglied der Gemeinschaft war verpflichtet, monatlich einen festen Betrag für soziale Zwecke zu spenden.

In dieser Gemeinschaft und auf diesem Hintergrund reifte die Berufung der Sieben. Die spirituellen Werte der Laiengemeinschaft nahmen die Sieben bei ihrer Ordensgründung dann auch mit in ihren Orden hinüber und vererbten sie ihrem Orden und der ganzen Gemeinschaft der Kirche. Diese Werte sind die spirituellen Kennzeichen des Servitenordens bis heute. Es sind die Werte "Gemeinschaft, Maria und Dienst". Es sind dies aber nicht nur die drei spirituellen Kennzeichen des Servitenordens bis heute, diese Werte sind auch tief im Leben der gesamten Kirche verwurzelt.

Gemeinschaft ist sicher ein wichtiger und nicht wegzudenkender Bestandteil christlichen Lebens. Die Kirche hat nach dem Auftrag des Herrn die Pflicht, immer und überall gemeinschaftsstiftend zu sein. Eine Kirche, die nichts zur Einheit der Menschen auf den verschiedensten Ebenen beiträgt, die keine Gemeinschaft stiftet, die im Gegenteil sogar spaltet oder auseinanderdividiert, eine solche Kirche muß sich ernsthaft nach der Glaubwürdigkeit ihres Lebenszeugnisses fragen lassen.

Blick auf den Monte Senario, Gemälde von P. Bernhard M. Alpers OSM

Das zweite Merkmal "Maria" ist ebenfalls tief im Leben der Kirche verwurzelt. Das II. Vatikanische Konzil erklärte Maria zur "Mutter der Kirche" und zur "Mutter der Menschen". Maria will uns ausschließlich zu Jesus führen, zu dem wir alle - wie damals die sieben heiligen Gründer - an jedem Tag wieder von neuem unterwegs sind.

Unbestritten ist sicher auch, daß das dritte Merkmal, der "Dienst", eine nicht wegzudenkende Grundlage christlichen Lebens ist. Jesus war für die Menschen da; er hat sich für die Menschen verzehrt, er hat den Menschen gedient bis zu seinem Tod. Und gerade heute, in einer Zeit, in der uns mehr und mehr bewußt wird, daß es keine triumphierende oder gar herrschende Kirche mehr gibt, gerade heute kommt uns der Dienstcharakter der Kirche immer deutlicher ins Bewußtsein. Denn christlicher Glaube ist nicht zuerst eine theoretische Weltanschauung oder ein nur persönlicher Lebensentwurf, christlicher Glaube ist vor allem der Dienst an Gott und den Menschen, der pflichtbewußte Dienst, wenn es sein muß bis zum "Kreuz".

Die sieben heiligen Gründer haben aus diesen Werten heraus gelebt, sie haben sie in der Kirche ihrer Zeit bezeugt, und sie haben sie uns, dem Orden der Serviten, und allen Menschen weitergegeben.

Die sieben heiligen Gründer waren wirklich eine Gemeinschaft. Bereits vor der Ordensgründung waren sie in einer Laiengemeinschaft fest eingebunden und lebten aus dem Geist und der Spiritualität jener Gruppe. Diesen Geist trugen sie nach der Ordensgründung weiter. Die Ordensgeschichte berichtet, daß die Sieben alle wichtigen Entscheidungen immer gemeinsam und gemeinschaftlich getroffen haben. Als echte Gemeinschaft haben sie gelebt und als solche waren sie auch bei den Menschen bekannt. Und so wurden sie 1888 von Papst Leo XIII. als eine Gruppe, als eine Gemeinschaft von Ordensgründern heiliggesprochen. Wie im Heiligsprechungsdekret vermerkt, ist dies bis heute das einzige und ein einmaliges Beispiel in der gesamten Kirchengeschichte.

Die Verehrung der allerseligsten Jungfrau Maria, der "heiligen Maria" wie sie von den Sieben genannt wurde, nahmen die Sieben ebenfalls von der Laiengemeinschaft mit in ihren Orden hinüber. So bezeichneten sie Maria als ihre "Herrin" und als "Herrin des Ordens". Und deshalb gaben sie ihrem Orden auch den Namen: "Diener Mariens - Serviten". Denn sie waren davon überzeugt und sie bezeugten, daß Maria selbst ihnen den Antstoß zur Ordensgründung gegeben habe und daß sie es war, die ihnen den Ordensnamen gab. Denn in einer Zeit schwerer Glaubenskrisen, im 13. Jahrhundert, haben die Sieben Maria persönlich als ihre Führerin im Glauben erlebt; und diese ihre Erfahrung wollten sie an ihren Orden und an alle Menschen weiterschenken.

Servitenkirche Ss.ma Annunziata in Florenz, Gemälde von P. Bernhard M. Alpers OSM

Nach dem Beispiel Mariens, der gehorsamen Dienerin des Herrn, haben die Sieben ihrem Orden auch das Merkmal des "Dienstes" weitervererbt. Die Gründungsgeschichte des Ordens berichtet, daß die Sieben auch einfachste Dienste nicht ablehnten und daß sie mit ihrer eigenen Hände Arbeit für den Unterhalt des Klosters sorgten. Und weiter berichtet die Gründungsgeschichte, daß die Sieben, nachdem sie ihr erstes Kloster auf dem Monte Senario bei Florenz gegründet hatten, "Tag und Nacht von den Menschen bedrängt wurden", die ihren Rat und ihre Begleitung suchten. Und so gründeten sie schon bald darauf (1250) ihr zweites Kloster mitten in der Großstadt Florenz, wo sie den Menschen näher sein konnten und ihnen mit den vielfältigsten seelsorglichen Diensten als Bettelmönche dienten. Und es folgten zahlreiche weitere Gründungen in anderen großen Städten Italiens und anderen Ländern. Denn die Sieben wollten, daß ihr Orden, nach dem Beispiel und dem Diensteinsatz Mariens, den Menschen dienen sollte.

Die sieben heiligen Gründer des Servitenordens haben ihrem Orden und der gesamten Kirche ihre spirituellen Leitlinien "Gemeinschaft, Maria und Dienst" weitervererbt. Sie stehen damit gleichberechtigt neben vielen anderen Ordensgründern der Kirchengeschichte. Jeder von ihnen fügte in das Gesamtmosaik der Kirche einen neuen Stein ein, schenkte dem Bild der Kirche einen neuen Farbtupfer. Die sieben heiligen Gründer haben mit ihrem Leben und ihrem Glaubenszeugnis das Leben der Kirche aus einem Blickwinkel beleuchtet, den es vielleicht gerade heute wieder stärker zu betonen gilt: ein einfaches, starkes und ausgeglichenes Glaubensleben und -zeugnis, nach dem Beispiel Mariens, gelebt in Gemeinschaft und im Dienst für die anderen. Die sieben heiligen Gründer des Servitenordens können dafür Vorbild und Leitbild sein.


Gebet

Allmächtiger Gott, in den heiligen Sieben Gründern des Servitenordens
hast du uns ein Vorbild der Gottes- und Nächstenliebe geschenkt.
Gib, daß auch wir nach dem Geist dieser heiligen Gemeinschaft streben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Amen.