verfasst: 2006

Vor 180 Jahren starb der

Innsbrucker Universitätsprediger und Moraltheologe

Prof. Dr. Benitius Mayr OSM (1760 - 1826)

 

Kaum ein Besucher der in den letzten Jahren renovierten Innsbrucker Jesuitenkirche beachtet jenen großen Gedenkstein zwischen den Eingangstüren dieses Gotteshauses, der vom Akademischen Senat der Universität errichtet wurde und an einen der bedeutendsten Seelsorger der Universität und der Stadt Innsbruck erinnert - an den Servitenpater und Universitätsprofessor Benitius Mayr. Er war durch Jahrzehnte hindurch im wahrsten Sinn des Wortes Wegweiser und Seelsorger für Universität und Stadt.

Mit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann für die Universität Innsbruck, für die Theologische Fakultät und damit auch für die religiöse und seelsorgliche Situation des Landes und besonders der Stadt Innsbruck eine turbulente und verwirrende Zeit. Am Beginn dieser Entwicklung stand die Aufhebung des Jesuitenordens durch Papst Klemens XIV. im Jahre 1773, wodurch die Theologische und die Philosophische Fakultät die diesem Orden angehörenden Professoren verloren. Die vakanten Lehrstühle mussten in aller Eile mit Angehörigen anderer Orden und mit Weltpriestern nachbesetzt werden. Bereits 1782 folgte unter Kaiser Joseph II. der nächste Schlag: Aufhebung der Universität und Umwandlung in ein Lyceum, an dem aber ein Theologiestudium erhalten blieb. Zwar wurde die Universität durch Leopold II. 1791 wieder hergestellt, aber schon 1810 erfolgte während der bayrischen Herrschaft die nächste Aufhebung und die nochmalige Umwandlung in ein Lyceum. 1822 wurde auch das Theologiestudium geschlossen. 1826 wurde die Universität durch Kaiser Franz I. wieder errichtet und 1857 erhielt die Leopold-Franzens-Universität auch wieder eine Theologische Fakultät, die erneut dem inzwischen reaktivierten Jesuitenorden anvertraut wurde. Das in dieser Zeit sich abspielende Hin und Her an der Universität und an der Theologischen Fakultät war Folge und Ausdruck bestimmter geistesgeschichtlicher und politischer Strömungen: Josephinismus, Aufklärung und Rationalismus stellten nicht nur das bisherige Miteinander von Kirche und Staat, sondern zum Teil auch die Inhalte des Glaubens und der traditionellen katholischen Frömmigkeit in Frage. Hinzu kamen noch die politischen Wirren durch französische und bayrische Besatzungen.

Der Gedenkstein an P. Philippus Benitius Mayr OSM in der Innsbrucker Jesuitenkirche

Vor diesem Hintergrund steht das Leben und Wirken des Servitenpaters Philipp Benitius Mayr. Geboren 1760 als Sohn eines Salinenaufsehers besuchte Joseph Mayr das Gymnasium in Hall, begann dann das Studium der Philosophie an der Universität Innsbruck, um sich schon 1777 dem Servitenorden anzuschließen, wo er den Ordensnamen „Philipp Benitius“ erhielt, ein Name, der später von Bevölkerung und Studenten liebevoll auf „Benizi“ verkürzt wurde. 1784 empfing er in Brixen die Priesterweihe. In den folgenden Jahrzehnten übernahm er vielfältige Seelsorgsaufgaben und Lehrtätigkeiten innerhalb und außerhalb seines Ordens. Prediger und Kooperator an der Servitenpfarre, Lektor für Moral- und Pastoraltheologie, Katechet am Gymnasium, Professor für Religionsphilosophie und Ästhetik, Direktor des Philosophischen Studiums, Rektor des Lyceums, gefragter Beichtvater, Berater und Krankenseelsorger, von einfachen und gebildeten Leuten geschätzter Prediger an der Stadtpfarrkirche St. Jakob und vieles mehr. Den nachhaltigsten Einfluss hatte Prof. Mayr als „Universitätsprediger“, ein Amt, das ihm 1793 übertragen wurde und das er auch noch nach seiner Erblindung im Jahre 1823 bis kurz vor seinem Tod am 16. Juni 1826 ausübte. Neben der regelmäßigen Predigt in der nun der Universität zugeordneten früheren Jesuitenkirche, kümmerte er sich in dieser Funktion, die man als eine Vorläuferin heutiger Hochschulseelsorge sehen kann, auch in besonderer Weise um die Nöte der Studenten, besorgte ihnen Kostplätze bei wohlhabenden Bürgern, steckte manchem Studiosus kleinere oder größere Geldbeträge zu und ließ Bedürftige auf seine Kosten einkleiden. Nur ein Teil seiner unzähligen Predigten konnte posthum veröffentlicht werden. Eher nebenbei verfasste der überaus kunstsinnige und künstlerisch begabte Benitius Kantaten, Gedichte und Aufsätze, u. a. ein Drama über Andreas Hofer und eine Biographie über Joseph Schöpf, jenen Tiroler Künstler, zu dessen Hauptwerk die Fresken in der Neuen Universitätskirche St. Johannes am Innrain zählen. Auch die Fresken von Schöpf in der Servitenkirche gehen auf Mayrs Anregung zurück. Sie wurden 1946 nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg durch Arbeiten von Hans Andre ersetzt. Die „Kath. Blätter aus Tirol“ urteilten im Jahr 1858 in einer Würdigung: „...Lebend in einer Zeit, welche von den verschiedensten Meinungen und Angriffen gegen unsere hl. Religion bewegt wurde, ... stand Benitius wirklich als ein Leuchtturm und geistiger Retter für viele Zeitgenossen da und brachte ... viele Zweifler zur Festigkeit im Glauben ...“

Msgr. Bernhard Hippler

Universitätspfarrer, Innsbruck