verfasst: im Februar 2004

700 Jahre päpstliche Anerkennung unseres Ordens

durch Papst Benedikt XI., Bulle "dum levamus"

(1304 - 2004)


Papst Benedikt XI. überreicht den Serviten die Bulle der Anerkennung; Fresko in der Sieben-Väter-Kapelle auf dem Monte Senario
Am 11. Februar 2004 haben wir ohne viel Aufsehen ein wichtiges Jubiläum in unserem Orden gefeiert: 700 Jahre endgültige Anerkennung durch den Papst.

Mit der päpstlichen Bulle "dum levamus" (1304) war die Gründungsphase der Serviten zumindest formal und juridisch abgeschlossen. Um die Bedeutung zu begreifen:

Dieses Dokument beschließt eine Phase großer Unsicherheit für den Orden. Bis zum 11.02.1304 hätte er jederzeit von kirchlichen Autoritäten aufgelöst und verboten werden können. Damals zählte der Orden 30 Klöster, davon 4 in Deutschland.Über 30 Jahre lebte der Orden gewissermaßen in einem Schwebezustand. 1274, also im Generalat des hl. Philipp Benitius (1267-1285), will das 2. Konzil von Lyon gegen das ungezügelte Entstehen neuer Ordensgemeinschaften vorgehen. Auch der junge Servitenorden ist von Auflösung bedroht. Es gelingt weder dem einflußreichen und geachteten Philipp Benitius noch seinem Nachfolger, Lotharingus von Florenz (1285-1300), eine endgültige Entscheidung zugunsten des Ordens zu erreichen. Es gibt wohl viele Teilerfolge, päpstliche Schutzbriefe, Anerkennungen und Privilegien, aber es fehlt eben die endgültige Entscheidung. Erst unter dem Generalprior Andreas Balducci (1300-1314), einem Schüler Philipp Benitius, kann der Orden dies durch Papst Benedikt XI. erleben. Zu jener Zeit lebte einzig Alexius Falconieri als letzter der Sieben Väter in hohem Greisenalter. Von diesem Punkt der Ordensgeschichte können die Serviten weiter Fuß fassen; innerhalb der nächsten 50 Jahre verdoppelt sich die Anzahl der Klöster.



Und nun die päpstliche Anerkennung, die Bulle „Dum levamus“, in Wort und Bild: 

Benedikt, Bischof, Knecht der Knechte Gottes, seinen geliebten Söhnen, dem General, allen Prioren und Brüdern der Diener Mariens aus dem Orden des hl. Augustin, Gruß und Apostolischen Segen!

Während Wir unsere Augen im Umkreis erheben und die Uns unverdienterweise durch Gottes Anordnung anvertraute Herde Jesu Christi, gemäß der Aufgaben Unseres Hirtenamtes überall beaufsichtigen, richten Wir Unser Augenmerk, soweit dies Uns von oben gestattet ist, insbesondere darauf, daß die Arbeiter im Weinberge des Herrn, des Gottes Sabaoth, sich so mit der Seelsorgearbeit beschäftigen, daß dieser Weinberg weithin seine Reben erstrecke und reiche Früchte des Heiles hervorbringe.

Aber obwohl Unsere Apostolische Fürsorge sich auf alle diese Arbeiter erstreckt, nämlich auf die geistlichen Personen, so wenden Wir doch denen Unsere besondere Aufmerksamkeit zu, die den Freuden der Welt entsagt haben, sich ganz und gar der Betrachtung himmlischer Dinge widmen, denn diese sind wegen ihres religiösen Eifers des Apostolischen Schutzes würdig. Zu diesem gehört sicherlich auch Ihr.

Ihr bekennt euch ja zu der vom Heiligen Stuhl bestätigten Regel des hl. Augustin und beobachtet diese auch mit großer Treue. Wegen eurer ausgezeichneten Andacht zur seligsten Jungfrau habt ihr von dieser euren Namen erhalten und nennt euch in Demut Diener Mariens. Ferner habt ihr bisher die genannte Regel des hl. Augustin nach frommen und guten Satzungen, die Maria zu Ehren aufgestellt wurden, in lobenswerter Weise eingehalten. Darum hat euch schon früher der Apostolische Stuhl gestattet, Generalkapitel zu halten und dort euren General zu wählen, der die Brüder zurechtweisen und alle sonstigen Obliegenheiten seine Amtes ausüben kann; ferner hat er euch gestattet, für diejenigen das Begräbnis zu halten, die in euren Begräbnisstätten begraben zu werden wünschen. Aus all dem geht deutlich hervor, daß euer Orden vom Apostolischen Stuhl bereits bestätigt worden ist. Da Wir aber Unserer Lieben Frau gerne die größtmögliche Verehrung erweisen möchten, so können wir nicht dulden, daß jemand eure Ehre und die Ehre des Apostolischen Stuhles herabsetzt, indem ja dieser Orden unter dem Apostolischen Stuhl steht.

Damit nun jeder Zweifel behoben werde, so bestätigen Wir auf eure Bitten ausdrücklich euren Orden und eure Satzung kraft Unserer Apostolischen Autorität und bekräftigen dieses durch das vorliegende Schreiben. Euch aber gestatten Wir diesen Orden und bestimmen, daß ihr ihm unverbrüchlich für immer treu bleibt.

Niemand darf dieses Bestätigungsschreiben schmälern oder frevlerisch dagegen handeln. Wer aber dennoch wagt, diese zu tun, der wisse, daß er den Zorn des Allmächtigen und seiner heiligen Apostel Petrus und Paulus auf sich herabrufe.

Gegeben im Lateran am 11.Februar 1304 im ersten Jahre unseres Pontifikates.

 

Die Bulle "dum levamus" von Papst Benedikt XI., unterzeichnet am 11.02.1304

Anmerkung: „Dum levamus“ heißt übrigens „Während wir (unsere Augen) erheben“; mit diesen Worten beginnt das Schreiben nach der Begrüßungsformel. Sprachform und Stil des Dokumentes klingen für unsere Ohren zunächst befremdlich, sie sind aber typisch für die kirchlichen Dokumente aus der Zeit des Hochmittelalters.

fr.Christian M. Böckmann OSM