verfasst: im Oktober 2011

Koinomadelfia

Kindern Zukunft schenken

Wenige Kilometer außerhalb von Santiago de Chile liegt der „Hogar de Niños“, der „Ort der Kinder“, wie er von der hiesigen Bevölkerung genannt wird. Gemeint ist damit das Kinderdorf „Koinomadelfia“, das vom italienischen Servitenpater Gabriele M. Paccanaro1992 gegründet worden ist. Trotz seiner 83 Jahre ist P. Gabriele weiterhin der „Motor“ des Kinderdorfes und unermüdlich im Einsatz. Koinomadelfia besteht aus 8-10 sogenannten Familienhäusern: Jedes dieser Häuser beherbergt eine Gruppe von 6-8 Kindern im Alter von 4-18 Jahren, für die jeweils eine Erziehungsperson zuständig ist, die „Tanten-Mutter“ genannt wird. Die einzelnen Familienhäuser, die vorwiegend aus Holz errichtet sind, führen ein eigenständiges Leben, bei dem es hauptsächlich um die Bewältigung von alltäglichen Aufgaben geht. Gekocht wird allerdings gemeinsam in einer großen Küche, die in der Mitte des Dorfes steht. Dort stehen auch das Verwaltungsgebäude und die gemeinsamen Magazine für die benötigten Materialen, Nahrungsmittel usw. Ein großer Spielplatz bietet den Kindern aller Familienhäuser die Möglichkeit gemeinsam zu spielen, sodass nicht nur jede „Familie“ eine Einheit für sich, sondern das ganze Kinderdorf eine große Gemeinschaft bilden. Ein eigenes Haus steht übrigens freiwilligen Helfern zur Verfügung. Regelmäßig kommen Freiwillige für einen Zeitraum von einem Monat bis zu einem Jahr, um mitzuhelfen und im Kinderdorf mitzuleben. Diese Helfer kommen aus Chile ebenso wie aus anderen Ländern, v.a. aus Italien, aber auch aus Deutschland kam bereits einmal eine freiwillige Helferin.

Wer sind die Kinder, die in Koinomadelfia unterkommen? Sie kommen hierher nach einem Entscheid der chilenischen Jugendwohlfahrt. Je nachdem, wie groß und welcher Art die Probleme in den Herkunftsfamilien sind, wird die Dauer ihres Aufenthalts im Kinderdorf bestimmt. Es gibt auch Kinder, bei denen die Herkunftsfamilien derart zerrüttet sind, dass eine Rückkehr der Kinder in ihre Familien nicht mehr möglich ist. Für diese Kinder wird Koinomadelfia nicht nur eine vorübergehende, sondern eine bleibende Heimat. Ziel ist es, den Kindern ein geregeltes Leben, ein gesundes psycho-soziales Umfeld, regelmäßiges Essen, eine gute schulische Grundausbildung zu ermöglich und ihnen schlichtweg menschliche Nähe und Liebe zu schenken. Das Motto, unter dem die Arbeit und das Leben von Koinomadelfia steht, lautet in diesem Sinn: „Den Kindern, die ihre Familie verloren haben, eine neue Familie schenken“. Im März 2006 hat ein Brand große Schäden an den Häusern angerichtet. Dank der Hilfe von vielen Spendern konnten die Häuser wieder hergerichtet werden. Auch der Missionsbund der Tiroler Servitenprovinz hat damals geholfen. Allen Spendern und Mitgliedern des Missionsbundes sei ein herzliches Vergelt`s Gott gesagt! Es ist auch möglich, im Rahmen des Projekts „Fernadoption“ für ein Kind eine Patenschaft zu übernehmen. Eine Patenschaft kostet pro Jahr und Kind 1.100 Euro (Nahrungsmittel: 400 Euro; Medikamente und ärztliche Versorgung: 300 Euro; Schule: 400 Euro). Weitere Informationen und Bilder finden sich auf der Webseite www.koinomadelfia.cl.

fr. Martin M. Lintner