verfasst: im Mai 2008

Serviten in Myanmar:

Augenzeugenbericht vom Wirbelsturm "Nargis"


Seit Herbst 2007 wirken die ersten Serviten, P. Maria Soosai, gebürtig aus Myanmar, und P. Antonysamy aus Indien, in Yangon, der Hauptstadt von Myanmar. Das Gebiet liegt mitten in der vom Wirbelsturm „Nargis“ in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 2008 heimgesuchten Region. Erst nach Tagen konnte die Generalleitung unseres Ordens mit den Mitbrüdern Kontakt aufnehmen.

Fr. Charlie M. Leitão de Souza, Leiter des Sekretariats für Evangelisierung, Gerechtigkeit und Frieden, hat an die ganze Servitanische Familie einen Aufruf gerichtet, die lokalen Organsiationen zu unterstützen, die Hilfsmaßnahmen für Myanmar organisieren (Caritas, Bischofskonferenzen etc.). Wer den betroffenen Serviten helfen will, kann eine Spende in jedem Kloster abgeben mit dem Hinweis, sie zweckgebunden an den Provinzökonom weiterzuleiten.

Unsere Mitbrüder haben uns am 07. Mai 2008 folgenden dramatischen Augenzeugenbericht aus Yangon geschickt:



WE ARE ALIVE AND SURVIVED – Wir sind am Leben und haben überlebt!

Traumatisches Erlebnis des Wirbelsturms Nargis

Der tropische Wirbelsturm Nargis hat Myanmar spät abends am Freitag, den 2. Mai 2008, mit voller Wucht getroffen. Die Regionen von Yangon, Ayeyarwady und Bago waren ebenso betroffen wie die Staaten Mon und Kayin. Mancherorts hat der Wirbelsturm Geschwindigkeiten von über 190 km/h erreicht, wie die „Myanmar Times“ berichteten.

Auch das Haus, in dem wir leben, wurde beschädigt, von allen Seiten ist Wasser eingedrungen und das Dach wurde weggefegt, trotzdem haben wir überlebt und sind am Leben. Die Mauer, die unser kleines Grundstück umfasst hat, ist total zerstört und eingerissen, ausgenommen eine kleines Stück, das entlang der Straße auf der vorderen Seite des Hauses verläuft. 

Schwer beschädigt wurde auch das Kloster sowie das Waisendorf der Schwestern Servitinnen, bestehend aus insgesamt 15 Gebäuden. Das Dach wurde größtenteils weggerissen und die Nahrungsmittelvorräte im Keller wurden durch das eingedrungene Wasser ungenießbar. Die Hühnerfarm mit über 50.000 Hühnern, die für die Schwestern die Haupteinnahmequelle darstellte, ist weitgehend demoliert.

(Fotos siehe hier: PFD - Datei/eigenes Fenster wird geöffnet)

Es war für alle hier eine schlaflose Nacht, niemand war in der Lage nach draußen zu gehen und zu sehen, was vorging. Die Ziegel auf den Dächern wurden weggerissen und durch die Luft gewirbelt, die allermeisten Häuser der Stadt in Yangon haben ihre Dächer verloren, wie wir später sehen konnten. Alle Behausungen aus Stroh wurden zur Gänze weggefegt, unzählige Menschen sind dadurch obdachlos geworden.  

Als der Sturm beinah vorbei war, gegen 1 Uhr nachmittags am Samstag, den 3. Mai, bin ich gemeinsam mit P. Soosai und einer unserer Schwestern Servitinnen, nach draußen gegangen auf der Suche nach Nahrungsmitteln und Gemüse. Wir gingen durch total zerstörte und verwüstete Stadtviertel und sahen, mit welcher Gewalt die Natur unsere Erde getroffen hat: jeder einzelne Baum wurde entwurzelt, Mäste waren zerbrochen, die Elektroleitungen lagen am Boden, Menschen irrten umher, ihre Gesichter waren von Angst und Schrecken gezeichnet.

Es ist eine Tragödie, wie sie noch niemand von uns je erlebt hat. Wir wissen nicht, wann wir wieder elektrischen Strom haben werden. Wasser erhielten wir erst nach vier Tagen. Die Preise für Lebensmittel sind in die Höhe geschnellt und inzwischen dreimal so hoch wie vorher.

Die Zahl der Toten ist unendlich groß. Jeden Tag werden die Zahlen nach oben korrigiert und viele Gebiete sind überhaupt total zerstört, wie von der Landkarte gelöscht. Tausende und Abertausende sind obdachlos geworden und harren vollkommen hilflos in aussichtloser Lage aus. Es erreicht sie keine Hilfe, kein Trinkwasser, nirgends können sie Zuflucht nehmen ...

Die Möglichkeit der Kommunikation ist komplett eingeschränkt, Infrastrukturen sind zerstört oder beschädigt worden.

Bitte, betet für uns, betet, betet ... und helft uns!

Allen ein herzlicher Dank,

fra Antonysamy osm und fra Maria Soosai osm