verfasst: im Juli 2007

Die Gründung der Serviten in Indonesien:

eine vielversprechende und aufblühende Gründung

Es war ein besonderer Tag, als am 10. Mai 2006 das Generalkonsilium unseres Ordens die erste Gemeinschaft in Indonesien formal eröffnet hat. Die mexikanische Provinz hatte diesen Schritt gewagt, umso bemerkenswerter, da sie selbst vor noch nicht allzu langer Zeit Missionsland war und auf Unterstützung anderer Provinzen angewiesen war. Drei mexikanische Mitbrüder bildeten die erste Gemeinschaft in Indonesien, die “Santa Maria Hamba Tuhan” (Heilige Maria, Magd des Herrn) heißt.

Fr. Alejandro M., der Verfasser dieses Beitrags, der am 29. August 2007 verstorben ist: R.I.P.
Wir befinden aus auf der ca. 360 km langen Insel Flores, die zu den mehr als 13.000 Insel gehört, die zusammen Indonesien bilden. Flores ist eine rauhe und gebirgige Insel mit 14 z.T. auch heute noch aktiven Vulkanen. Sie liegt in einer geologisch gesehen äußerst aktiven Zone der Erde. Fünf verschiedene Volksgruppen bewohnen die Insel, wir leben unter den sog. Manggarais in der Stadt Ruteng auf 1.170 m Meereshöhe. Vielleicht erinnern Sie sich, als im Jahre 2003 Flores über Nacht weltberühmt worden ist: Anthropologen hatten damals eine neue menschliche Gattung gefunden, den “homo floresiensis”, u.zw. bei Ausgrabungen 19 km von unserem heutigen Kloster entfernt. Die Straße, die dorthin führt, führt dirket an unserem Kloster vorbei.

Wir leben in einer Gegend, die oft von Naturkatastrophen heimgesucht wird. Im vergangenen Jahr verloren in unserer Stadt durch Erdrutsche, verursacht durch langanhaltende Regengüsse, 8 Menschen das Leben, nur ein kleines Mädchen konnte lebend aus den Schlammmassen gerettet werden. Heuer, am 3. März, rutschten nicht unweit von hier neun Dörfer ab, 140 Menschen verloren ihr leben. Die Menschen hier leben in ständiger Gefahr, bedroht von den Kräften der Natur: Erdbeben, Überschwemmungen, Erdrutsche. Untertags wird es brennend heiß, nachts fallen die Temperaturen stark ab.

Unsere größte Herausforderung hier sehe ich aber nicht nur in der humanitären Hilfe, soweit uns diese möglich ist, sondern vielmehr in der „plantatio ordinis“, also darin, wie wir als christliche Ordensgemeinschaft in diesem muslimisch geprägten Land Wurzeln schlagen können. Dafür müssen wir zunächst natürlich die Geschichte dieses Landes kennen lernen, seine reichen, wenn für uns Westliche auch oft schwer verständlichen asiatischen Traditionen, die Sprache „unserer“ Volksgruppe usw. Unser Anliegen ist es zudem, der Kirche hier den Reichtum unserer Spiritualität und unseres Charisma anzubieten. Zudem wird es wichtig sein, dass wir als Servitengemeinschaft nicht isoliert bleiben, sondern eine gute Beziehung aufbauen mit den Brüdern auf den Philippinen und in Australien, auch wenn die Entfernungen sehr groß sind. Noch eine kurze Notiz: Die Diözese Ruteng wurde 1961 errichtet. 2004 zählte sie 615.330 Katholiken, die 96,6 % Prozent der Einwohner ausmachen – eine Ausnahmesituation in Indonesien. In der Diözese wirken 40 Schwestern- und 6 Männerorden, etwa die Steyler Missonare oder die Franziskaner und seit einem Jahr auch wir Serviten: hier „Hamba-Hamba Maria“ genannt.

Aufnahme der ersten Kandidaten ins Vornoviziat am 15. Jänner 2007, Fest des hl. Anton M. Pucci
Ich möchte ein wenig von unseren Freuden hier erzählen. Natürlich gehört dazu die Errichtung unserer Gemeinschaft und der Bau des Klosters. Es war äußerst schwierig, einen Grund für unser Kloster zu kaufen. Die gesetzlichen Bestimmungen sind in Indonesien so kompliziert, dass es fast nicht möglich war. Inzwischen kenne ich mich schon recht gut aus in diesem „Paragraphendschungel“. Besonders freue ich mich aber über die vielen Jugendlichen, die unser Leben teilen möchten. Auch in meiner Heimat Mexiko macht sich schon der Trend bemerkbar, dass immer weniger Jugendliche den Weg ins Kloster finden, hier aber ist es umgekehrt. Was mich persönlich dabei am meisten beeindruckt, ist die Tatsache, dass es den Jugendlichen nicht in erster Linie darum geht, Priester zu werden, sondern einfache Ordensbrüder. Auch die anderen Ordensgemeinschaften haben viele Brüder und wenige Priester und können so auf ganz neue Weise wirken. Derzeit haben wir 43 Jugendliche aufgenommen, die z.T. auch von anderen Inseln kommen. 20 von ihnen haben am 15. Jänner  2007 das Vornoviziat begonnen. Für sie müssen wir jetzt die Möglichkeit finden, dass sie studieren können. Wir werden 10 von ihnen zum Philosophiestudium nach Mexiko schicken und 10 nach Malang auf die indonesische Insel Java. Doch schon zuvor müssen wir sie bei uns mit den Grundzügen des Ordenslebens vertraut machen, dazu kommt, dass wir ihnen auch Spanisch unterrichten. Neben dem Studium haben sie auch Dienste in den umliegenden Pfarreien übernommen sowie in unserer Gemeinschaft: Liturgie, Kochen, Putzen usw. Wo sie das Noviziat machen werden, ist noch offen, wahrscheinlich in Mexiko. Im Herbst werden wir voraussichtlich ca. 20 neue Interessenten aufnehmen. Natürlich haben nicht alle Jugendlichen in unserem Kloster Platz, sie leben z.T. in drei anderen Häusern, die wir anmieten mussten.
fr. Alejandro M. Medína OSM